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Keine Angst vor dem Wertewandel!

[Lesezeit ca. 4 Minuten] In dieser Woche wurde im Bundestag über die sogenannte “Ehe für alle” abgestimmt. Es ging darum, ob der Begriff “Ehe”, wie er im Grundgesetz gebraucht wird, das Zusammenleben eines Mannes und einer Frau meint, oder ob dies auch von zwei oder mehr Menschen desselben Geschlechts gemeint sein kann. Ich habe zu dieser Thematik eine Meinung und vertrete diese auch gerne in Diskussionen. Und trotzdem hat es auf mein Leben als Christ und auf meine Stimmung keine Auswirkung, wie hier entschieden wird. Da wir in einer Zeit des Wertewandels leben, wird es immer wieder Veränderungen geben, manche empfinden wir als gut und andere stören uns gewaltig. Trotzdem sollten wir positiv in die Zukunft sehen, wir haben allen Grund dazu. Es gibt neue Werte, die nicht alle schlecht sind.

Auf einigen christlichen Internetseiten schlagen gerade die Emotionen hoch. Eine gewisse Angst vor dem Wandel ist greifbar. Obwohl ich die “Ehe für alle” kritisch sehe, bin ich entspannt und möchte mit diesem Blogbeitrag gerne die Gemüter beruhigen. Auch wenn diese Abstimmung anders ausging als sich mancher erhofft hatte: wir haben allen Grund, gut gelaunt unseren Tag zu genießen! Denn an den Möglichkeiten und Plänen Gottes mit unserer Gesellschaft hat sich nichts geändert. ER ist so viel größer als das politische Tagesgeschäft. Das Thema ist mir nicht egal, und doch kann ich gelassen sein und mich auf meine Gesprächspartner einlassen und mich für sie interessieren. Ich kann ein Friedensstifter sein in wilden Zeiten und muss nicht im Internet aggressiv rumholzen!

Und außerdem sind Werte gar nicht so wichtig für unseren Glauben, wie wir manchmal denken.

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Für Christen gibt es hervorragende Werte

Geniale Werte zur Orientierung
Christ sein und Werte sind heute zwei eng verbundene Begriffe. Schnell entsteht der Eindruck, dass es für die Gläubigen wohl sehr wichtig sein muss, dass es in der Gesellschaft ein Fundament christlicher Werte gibt. Und tatsächlich haben wir hier in Deutschland ein wunderbares Erbe, das uns Vieles erleichtert. Menschen, die gewisse Grenzen akzeptieren und in einem ausgewogenen Wertegerüst leben, tun sich einfach leichter und die Gesellschaft profitiert von ihnen, davon bin ich zutiefst überzeugt und manche Forscher bestätigen diesen Eindruck.

Für das christliche Leben selbst und dessen Ausbreitung ist jedoch grundsätzlich kein Wertefundament nötig! Daher dürfen wir entspannt(er) sein! Viele Gesellschaften, in denen sich der christliche Glaube schnell ausbreitet(e), haben gar kein christliches Wertefundament. Das römische Reich beispielsweise oder viele heutige Länder wie zum Beispiel China oder Iran, in denen das Christentum sich heute mit hoher Geschwindigkeit ausbreitet, sind weit entfernt von christlichen Werten. Das Christentum verbreitete sich in den ersten 100 Jahren in der gesamten damals bekannten Welt komplett ohne Wertetradition. Das zeigt, dass die eigentliche Stärke des Christentums nicht in der politischen Durchsetzung christlicher Werte liegt!

Seine Stärke liegt offensichtlich vielmehr darin, einzelne Menschen vor Lebensentscheidungen zu stellen und deren Beziehung zu Gott zu klären. Die dann anschließend ausgelebten Werte können eine Gesellschaft nachhaltig verändern. Wer sich für eine positive Beziehung mit Gott entschieden hat, wird diese Werte im Herzen tragen und sie von innen heraus leben!

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Niemand mag etwas tun, woran er nicht glaubt

Wenn Werte übergestülpt werden
Im Punkto christliche Werte gibt es einen großen Konsens durch alle Richtungen und Kirchen des Christentums bis in die christlichen Volksparteien hinein. Die Werte sind DAS Thema der Christenheit, mit dem sie in der Öffentlichkeit punkten kann. Trotzdem ist das Thema nicht ganz unproblematisch, denn christliche Werte haben zwei Seiten.
Wir Christen sollten auch bedenken, dass das moralische Grundgerüst der Bibel, das uns sehr zum Segen geworden ist, auf Außenstehende ganz anders wirken kann als auf uns. Es kann hart und fordernd wirken wenn ich dem Glauben nicht nahestehe oder sogar Vorbehalte habe. Ein Beispiel: Sie haben einen Freund, der morgens um 6 Uhr zum Flughafen gebracht werden möchte, weil sein Flug bereits so früh geht. Sicher müssten Sie sich kurz überwinden, aber Sie würden ihn wohl fahren, oder? Wenn das gleiche ein wildfremder Mensch, den Sie gar nicht kennen, von Ihnen erbitten würde, wäre das schon anders. Vielleicht ein Kollege, den Sie nur flüchtig kennen. Die Frage, die dann im Raum steht: Warum sollte ich das tun? Was habe ich mit dir zu tun?

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Wer den Glauben bejaht, kann die Werte auch genießen

Und genau diese Frage bewegt auch einige unserer Zeitgenossen, die nichts mit der Kirche oder dem Glauben verbindet: Warum sollten sie das tun? Viele von Ihnen empfinden das Christentum, aufgrund diverser Publikationen, sogar als feindlich und böswillig. Sie haben ein negatives Bild von dem Glauben. Warum sollten sie christliche Werte als Leitschnur akzeptieren? Es gibt nur zwei plausible Gründe dafür:
– weil jemand Christ ist und diese Werte für sich bejaht hat
– weil die Werte demjenigen einen Nutzen bieten, den die Person nirgendwo anders bekommen kann

Wir müssen jedoch akzeptieren, dass es in unserer Gesellschaft Menschen gibt, die sich momentan gegen den Glauben und gegen die Kirche entschieden haben. Das ist zwar für jemanden der den Glauben sehr schätzt schwierig nachzuvollziehen aber es ist Fakt. In dem Moment, in dem wir christliche Werte auf politischem Wege in unsere Gesellschaft hineinlegen möchten, wird es einen Aufschrei aus dieser Richtung geben.
Werte sind zunächst ein totes Konstrukt, eine Leitplanke für das Leben, eine wirksame zwar, aber doch nur eine Leitplanke, nicht mehr und nicht weniger. Sicher kann eine Leitplanke Leben retten, aber sie kann auch als störend oder schmerzhaft empfunden werden.

Das Prinzip der Christianisierung, also der Versuch durch politische Veränderungen ein christliches Wertekonstrukt in einer Gesellschaft zu implantieren oder aufrecht zu erhalten, hat mehrere Nachteile:
– Es kann die eigentliche Stärke des christlichen Glaubens nicht zur Entfaltung bringen.
– Es kann heftige gesellschaftliche Diskussionen auslösen
– Es ist ineffektiv. Kostet viel Nerven und bringt den Glauben nicht voran

Das Lexikon definiert: „Im Unterschied zur individuellen Bekehrung eines Einzelnen beschreibt Christianisierung den in historischer Dimension verlaufenden Prozess bei dem ganze Völker oder Kulturkreise mehrheitlich den christlichen Glauben annehmen.“ [Quelle: http://www.uni-protokolle.de]

Die Begriffe Christianisierung und Mission stehen für völlig unterschiedliche Systeme, ein Land zu prägen. Über Christianisierung erreicht man schneller die Masse aber sie wird, provokant gesprochen, nur „um-etikettiert“. Das ist wie eine Dose mit Tomaten aus Italien, die für den deutschen Markt produziert wird. Man macht eine deutsche Banderole drum mit dem Namen des Importeurs drauf, aber drin ist genau derselbe Inhalt wie vorher. In den letzten Jahren tauchte der Begriff Christianisierung in Zusammenhang mit Ostdeutschland auf. Der brandenburgische Innenminister Schönbohm meinte, man solle Ostdeutschland neu „christianisieren“.

Für Beziehungschristen (Gläubige, die eine persönliche Beziehung zu Gott leben) dagegen ist die Erosion christlicher Werte zwar bedauerlich und sicher nicht optimal aber auch kein Weltuntergang. Ihr Kernauftrag ist es, Menschen die das wollen, zu einer persönlichen Beziehung zu Gott zu verhelfen. Durch den Glauben von vielen Einzelpersonen, die sich für eine Beziehung zu Gott entschieden haben, werden die christlichen Werte ausgelebt und die Gesellschaft profitiert! Das ist die Erfahrung in den Ländern Afrikas, Asiens und Zentralamerikas, in denen die Gemeinden wachsen und ganze Gegenden transformiert werden.

Wir sollten uns nicht in heftigen gesellschaftlichen Diskussionen verschleißen sondern uns wieder dem zuwenden was wir richtig gut können – Menschen, die das möchten, zu einer Beziehung mit Gott zu verhelfen!

Ihr Jens Wätjen

veröffentlicht im Juni 2017 durch Jens Wätjen

 

[alle Fotos in diesem Beitrag von 123rf.com oder Shutterstock]

6 Kommentare zu „Keine Angst vor dem Wertewandel!“

  1. Gute Worte.
    Bei dieser grundlegenden Auseinandersetzung muss ich hier unseren Standpunkt zum aktuellen Thema aus Sicht unserer gemeinsamen Grundlage, dem lebendigen Wort unseres liebevollen und uns tragende Lebensregeln gebenden Gottes darstellen:
    Wir haben gemeinsam bei einer Veranstaltung „70 Jahre Kriegsende – 70 Jahre Ende des Faschismus – 70 Jahre Frieden“ vor einer Weile darüber gesprochen, was „Adonai echad.“ aus „Sh’ma Yis’ra’eil Adonai Eloheinu Adonai echad“ aus unserem gemeinsamen Glaubensbekenntnis von Juden und Christen bedeutet. Unsere gemeinsame Basis ist die heilige Schrift, dem Wort und Liebesbrief unseres gemeinsamen Gottes an uns und unsere eindeutige Grundlage:
    https://www.facebook.com/pro.christliches.medienmagazin/photos/a.420771882504.188186.218739697504/10154554724767505/?type=3&theater
    Dieser angesprochen Gedanke hat mich nicht losgelassen.
    Dazu habe ich gefunden:
    http://lhim.org/blog/2013/09/29/what-does-the-hebrew-word-echad-mean
    „As mentioned, in the vast majority of cases, echad refers to one single item. However, in a small minority of cases, echad refers to one group of items. Here are three examples of this:
    Therefore a man shall leave his father and his mother and hold fast to his wife, and they shall become one (echad) flesh. (Genesis 2:24, ESV)“

    Es bedeutet für uns, dass wir auch ein Leib mit unserem Gott werden als „Geist von seinem Geist“.
    Unser liebender Gott (Abba, Jeschua und Ruach) liebt alle Menschen von Herzen und möchte sie wie ein liebender Vater zur Umkehr und einer engen und herzlichen Beziehung mit ihm selber leiten. Er hat Mann und Frau als sein Ebenbild geschaffen. Beide haben besondere Eigenschaften von ihm selber und zeigen uns, wie er ist. Die einen haben mehr führende Eigenschaften, die anderen mehr liebevolle umd umsorgende. So ist der heilige Geist als Ruach im hebräischen weiblich und beschreibt Gott, wie er in uns als seinem menschlichen Gegenüber („Sie“) lebt. Er versorgt uns liebevoll mit seiner direkten Gegenwart, ist ein liebevolles Gegenüber und pflegt eine lebendige und herzliche Beziehung mit uns die uns trägt.
    „Gegenüber von Mann und Frau ist ein grundlegender Bestandteil der menschlichen Schöpfung und auch ein Bild dafür, wie sich bei der Vollendung der Heilsgeschichte unser Gott als der Bräutigam und wir als die Braut innig und liebevoll vereinigen. Gott hat jeden Menschen eindeutig als Mann oder Frau geschaffen. Durch Jesus bietet er uns die Wiederversöhnung an (Lukasevangelium 15) und will uns wieder in unsere Bestimmung bringen.
    Dazu die Bibel , dem Wort unseres Gottes in Moses/Genesis 1, 27:
    Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau.
    1. Moses/Genesis 2,18.21-24:
    Und Gott, der HERR, sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht … und Gott, der HERR, baute die Rippe, die er von dem Menschen genommen hatte, zu einer Frau, und er brachte sie zum Menschen. Da sagte der Mensch: Diese endlich ist Gebein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleisch; diese soll Männin heißen, denn vom Mann ist sie genommen. Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhängen, und sie werden zu einem Fleisch werden. Und sie waren beide nackt, der Mensch und seine Frau, und sie schämten sich nicht. (1. Mose 2,18.21-25)

  2. Michael Küntzle

    Hallo Jens,
    das hast Du gut geschrieben und für mich auf den Punkt gebracht.
    Mit einer harten Haltung werden wir keinen unserem gnädigen Gott näherbringend. Das könnte ehe das Gegenteil bewirken. Und für uns Christen ändert diese Entscheidung nichts.

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